»Das Blog ist wie ein Tablett mit Fingerfood«
Eignet sich ein Blog für die Öffentlichkeitsarbeit? Und wenn ja, wie macht sich das bemerkbar? Welche Themen funktionieren und welche nicht? Ein Interview mit Melani Köroglu von der Diakonie Michaelshoven in Köln.
Dieser Artikel wurde zuerst im andersneu Magazin am 14.06.2021 von Moritz »mo.« Sauer veröffentlicht.
Der moderne Website-Auftritt der Diakonie Michaelshoven bietet nicht nur Informationen zu den mehr als 200 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderung und Senioren, sondern unter anderem auch ein Blog. Und diesen schon seit mehreren Jahren. Aber welchen Mehrwert bietet solch ein Blog?
Hallo Frau Köroglu! Warum hat sich die Diakonie Michaelshoven für ein Blog entschieden und wer betreut es?
Unsere Strategie findet sich im Motto des Blogs wieder: „Besondere Menschen. Besondere Geschichten. Aus Köln“, wobei der Kölner an sich auch gerne mal über die Grenzen hinweg noch ein Revier findet.
Wir betreuen viele Menschen, die im Auf- oder Umbruch sind und die wir auf ihrem Weg zu neuen Perspektiven begleiten und unterstützen. Da ergeben sich wirklich viele Geschichten, die erzählenswert sind und einen berühren. Uns fehlte allerdings der richtige Online-Kanal, denn in den sozialen Medien, wie Facebook oder Instagram, hätten wir die Geschichten nicht unterbekommen.
Die Idee vom Blog war damit geboren und ist seit 2017 ein fester Bestandteil im Medienmix der Unternehmenskommunikation der Diakonie Michaelshoven. Wir sind ein Team aus Redakteurinnen und Grafikerinnen, die den Content für das Blog verantworten und umsetzen.
Welche Themenbereiche und Inhalte decke Ihr Blog ab und wie finden Sie neue Themen? Folgen Sie einer bestimmten Strategie, wenn Sie z.B. Beiträge wie »9 Gründe, warum Sie Ihre Pflege online suchen sollten« veröffentlichen? Oder welche Idee steckt hinter einem Portrait wie »Die beste Therapie ist das tägliche Leben«?
Unsere Strategie findet sich im Motto des Blogs wieder: „Besondere Menschen. Besondere Geschichten. Aus Köln“, wobei der Kölner an sich auch gerne mal über die Grenzen hinweg noch ein Revier findet.
Wir wollen der Leserschaft einen Mehrwert geben und auch Einblicke schaffen. Wer möchte sich bspw. wirklich gerne mit dem Älterwerden beschäftigen? So entstand dann auch der informative Beitrag zur Online-Pflegesuche gemeinsam mit dem Portal „mitpflegeleben“, bei der man unverbindlich einen Überblick über Pflegeangebote erhält.
Bei dem Porträt eines jungen Menschen mit Autismus hat dieser Stellung genommen zu den Vorurteilen, mit denen er tagtäglich konfrontiert wird. Mit solchen Interviews wollen wir auch aufklären und Transparenz schaffen. Ganz viele Ideen ergeben sich schon alleine dadurch, dass ich durch die klassische Pressearbeit auf interessante Themen stoße, bei denen es sich lohnt, noch mal mehr in die Tiefe zu gehen.
Aber unsere Kolleg*innen aus den Bereichen kommen auch aktiv auf uns zu und schlagen uns Themen vor. Ich würde jede Wette eingehen, dass ich zu allen 2.800 Mitarbeitenden jeweils eine Geschichte schreiben könnte. Denn jeder Mensch hat mindestens eine zu erzählen. Aber aus Zeitgründen gehe ich die Wette nicht ein – *zwinkersmiley*.
Wen möchten Sie mit dem Blog erreichen? Machen Sie Werbung für das Blog? Ist das Blog in einen Medienmix eingebunden? Oder hoffen Sie hauptsächlich auf Tante Google als Vermittlerin von Besuchern?
Das Blog ist wie ein Tablett mit Fingerfood, das in der Küche steht. Sicherlich stolpern einige über Google ins Blog, weil wir schon auf die Suchmaschinenoptimierung achten.
Das Blog ist wie ein Tablett mit Fingerfood, das in der Küche steht. Sicherlich stolpern einige über Google ins Blog, weil wir schon auf die Suchmaschinenoptimierung achten.
Aber wir gehen mit dem Tablett durch alle virtuellen Räume, wie bspw. Facebook, Instagram, Twitter, Linkedin und auch unser Intranet. Das Blog erreicht dabei auch eine sehr heterogene Zielgruppe, deren Mitglieder jedoch eins gemeinsam haben: ein Interesse an sozialen Themen. Darüber hinaus fragt die Diakonie RWL oder auch der Evangelische Kirchenverband Köln regelmäßig, ob sie Inhalte auf ihren Kanälen teilen können.
Stichwort positive Rückmeldungen: Was hat Ihnen bisher am meisten gefreut oder verwundert? Gab es überraschende Momente, Reaktionen oder Kommentare auf Ihre Inhalte?
Ich bekomme nach einer Blogveröffentlichung sehr oft Rückmeldungen von Kolleg*innen, die meist sagen: das ist ja toll, ich wusste gar nicht von dem Angebot … oder es haben sich Menschen/Institutionen untereinander vernetzt, weil sie im Blog drauf gestoßen sind …
Sowas freut mich natürlich sehr. Ansonsten ist jede Reaktion bisher positiv gewesen. Es sind sogar Spenden für ein Projekt geflossen. Einmal hat ein veröffentlichtes Foto von einer Kollegin mit einem Kollegen zu Gerüchten in deren Freundes- und Familienkreis geführt, die sehr unterhaltsam waren, allerdings keinen weiteren Schaden hervorgerufen haben.
Die Arbeit für ein Blog kostet sicherlich mehr Zeit, oder? Wieviel Zeit investieren Sie und nutzen Sie Beiträge für das Blog auch anderweitig?
Wie lange ein Beitrag braucht bis zur Veröffentlichung, hängt von mehreren Faktoren ab. Wie schnell kann ich ein Interview mit jemandem organisieren? Muss ich für den Beitrag noch Hintergrundrecherche betreiben? Wer stimmt den Beitrag ab? Habe ich genug Bilder, müssen diese noch erstellt werden oder entscheide ich mich für Stockbilder?
Bei unseren Beiträgen müssen wir in den meisten Fällen nicht mit Zeitdruck arbeiten, da wir die Menschen im Fokus haben. Aber wenn wir beispielsweise etwas rechtzeitig zu einem Aktionstag oder Ereignis veröffentlichen wollen, dann ziehen wir das Tempo an.
Das Blog betreiben Sie bereits einen recht langen Zeitraum. Wenn Sie mit kritischem Abstand die eigene Arbeit anschauen, lohnt sich so eine Investition? Und wenn ja, warum?
Ja, es hat sich für uns gelohnt. Wir bekommen nicht nur Feedback von externer Leserschaft, sondern auch Anfragen von Pressevertretern, die über die Suchmaschinen auf einen Blogbeitrag gelangen.
Ja, es hat sich für uns gelohnt. Wir bekommen nicht nur Feedback von externer Leserschaft, sondern auch Anfragen von Pressevertretern, die über die Suchmaschinen auf einen Blogbeitrag gelangen.
Und ein ganz wesentlicher Punkt ist, dass die Interviewten aus unserer Mitarbeiterschaft durch einen Blogbeitrag Wertschätzung erhalten. Sie leisten wirklich großartige Arbeit und wir freuen uns, wenn sie ihrer Familie und ihrem Freundeskreis mit dem Blogbeitrag zeigen können, wie toll wir sie finden.
Der Erfolg eines Blogs bedarf aber auch Investitionen, nämlich zum einen Zeit und zum anderen ein Budget für die Bereitstellung. Ein Blog sollte aktuell gehalten werden, also müssen regelmäßige Veröffentlichungen gewährleistet sein. Da sollte man sich die Frage stellen, ob die Ressourcen vorhanden sind.
Und es ist wichtig, das Blog als ein Medium im Internet zu verstehen, das anders als Print funktioniert. Das heißt z.B.: Schreibe Texte, die Metatags beinhalten. Denke an die Schlagwörter. Beschrifte jedes einzelne Bild. Nutze die H2 für Deinen Lead. Berücksichtige die Vorgaben der DSGVO.
Ich hatte das Glück, dass wir für die Erstellung unseres Blogs professionelle Hilfe. So hatten wir von Beginn an ein Blog, das auch im Netz gefunden wurde.
Vielen Dank für das Interview!
Datum: 21.03.2024
Lesezeit ≈ 7 min /
Wörter: 1110 /
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