»antique letterpress printing blocks« von Shutterstock

Typografie-Leitfaden für die Textgestaltung
Typografie richtig nutzen

Diese Hilfe erläutert die grundlegenden Richtlinien der Detail-Typografie bzw. Schriftgestaltung und beantwortet die Frage: Wie setze ich korrekt Zeichen ein?

Leerräume

Das Geviert ist eine Maßeinheit in der Typo­grafie, die aus der Tradition des Schriftsetzens mit dem Bleisatz stammt. Dort entspricht ein Geviert einem Bleiblock, dessen Breite gleich der Höhe ist, der also quadratisch ist. Auf dem Bleiblock befindet sich allerdings kein Zeichen. Es dient zur Abstandhaltung, als Leerraum.

Heute dient das Geviert als Maß in der Typografie insbesondere für Leerräume. Dabei entspricht ein Geviert der Schriftgröße. Bei einer 10-Pixel-Schrift ist ein Geviert demnach 10 Pixel breit. Da Micro­soft Word das Geviert als Maßeinheit nicht kennt, wird im Folgenden eine vereinfachte Richtlinie für den Umgang mit den Leerräumen gegeben:

Bei den Leerräumen wird zwischen dem Wortzwischenraum und dem flexiblen Leerzeichen un­terschieden. Der Wortzwischenraum entspricht dem Leerzeichen, das durch Drücken der Leertaste – auch Space-Taste – erreicht werden kann.

Das flexible Leerzeichen heißt »flexibel«, weil die Breite dieses Leerraums in professionellen Desktop-Publishing-Programmen in den Voreinstellungen wählbar ist. Meist stellt man als Größe die Hälfte des Wortzwischenraums ein. Die Breite des flexiblen Leerzeichens bleibt im Block­satz erhalten, während dort der Wortzwischenraum zum Ausgleich der Zeilen verändert wird.

Beide Leerräume gibt es auch als geschützte Zeichen, die nicht getrennt werden (= »Geschützter Wortzwischenraum« und »Geschütztes flexibles Leerzeichen«).

Kein Leerraum steht:

  • vor Satzzeichen › . , ; : ?
  • vor und nach einem Schrägstrich › /
  • bei Winkelangaben zwischen Maßzahl und Gradzeichen
    • Beispiel: 90°
  • vor dem Zeichen für Zoll
    • Beispiel: 18″
  • zwischen Vorzeichen und Zahl
    • Beispiel: –3

Ein Wortzwischenraum steht…

  • …nach ausgeschriebenen Wörtern und Abkürzungen.
  • …nach Zeichen, die ein Wort vertreten.
    • &
    • §
  • nach ausgelassenen Textteilen, die durch das Ellipsenzeichen (siehe mehr zum Ellipsenzeichen weiter unten) angedeutet werden.
  • nach Zahlen.
  • nach Satzzeichen.

Ein Flexibles Leerzeichen

  • …steht nach Punkten innerhalb mehrgliedriger Abkürzungen, die in vollem Wortlaut gesprochen werden.
    • z. B.
    • i. A.
    • u. a.
  • nutzt man zur Gliederung von Zahlen.
    • 1 000 000
  • fügt man bei Datumsangaben ein.
    • 28.07.2006

Ein Geschützter Leerraum steht beispielsweise…

  • …zwischen einer Maßzahl und der Maßeinheit.
  • …nach den Wörtern Seite, Nummer usw. und der dazugehörigen Ziffer.
  • …zwischen Titeln, abgekürzten Vornamen und Namen.

Gedanken- und Bindestrich

Der Mittelstrich »-« wird verwendet als:

  • Trennstrich
  • Geschützter Trennstrich – wird nie getrennt
  • Bedingter Trennstrich – nicht sichtbar, wird ggf. mit Bindestrich getrennt
  • Bindestrich
    • Beispiel: KSC-Fan
  • Ergänzungsstrich
    • Beispiel: An- und Verkauf

Der Halbgeviert-Strich »–« wird verwendet als:

  • Gedankenstrich – mit Leerzeichen vor und nach dem Gedankenstrich
    • Es funktionierte – da war ich mir sicher – alles einfacher mit…
  • Streckenstrich – ohne Leerzeichen vor und nach dem Streckenstrich
    • Köln–Berlin
  • Strich für »gegen« und »bis«
    • KSC–Bayern
    • 2–3 Kilogramm
  • Minuszeichen
    • 3–2=1

Anführungszeichen und Apostroph

„ Bei den zwei geraden Strichen “, die auf der Tastatur über Umschalt + 2 erreichbar sind, handelt es sich nicht um typografisch korrekte Anführungszeichen. In Deutschland sind dies entweder die Zeichen „ und “ – auch kleine Tiefstehende 99 und kleine hochstehende 66 oder die sich besser in das Schriftbild einfügenden Guillemets » und «.

Ent­sprechend wird für Anführungen innerhalb von Anführungen die passenden halben Anführungs­zeichen ‚ und ‘ bzw. › und ‹ verwendet. Das korrekte Zeichen für ein Apostroph ist ’ – auch die kleine hochstehende 9 genannt.

Ellipsen-Zeichen: …

Das Ellipsen-Zeichen – Auslassungszeichen – besteht nicht aus drei aufeinanderfolgenden Punkten sondern ist ein einzelnes, eigenständiges Zeichen: …

Abkürzungen

Wenn eine mehrere Wörter umfassende Abkürzung am Anfang eines Satzes steht, verwendet man anstelle der Abkürzung die ausgeschriebene Version.

*   Falsch ➡ Z. B.
*   Richtig ➡ Zum Beispiel

Abkürzungen wie S., Bd., Nr., Anm. benutzt man nur, wenn ihnen kein Artikel oder keine Zahl vorangeht.

*   Richtig ➡ S. 5
*   Richtig ➡ Bd. 8
*   Richtig ➡ die Seite 5
*   Richtig ➡ der Band 8
*   Richtig ➡ die Nummer 4

Bei mehrgliedrigen Abkürzungen setzt man zwischen den einzelnen Gliedern nach dem Punkt ein geschütztes flexibles Leerzeichen. Zum Beispiel: u.v.a.m.

Et-Zeichen: &, Grad-Zeichen, Paragraph-Zeichen, Prozent-Zeichen

Das Et-Zeichen & (lat. »und«) verwendet man nur in Firmennamen und steht zwischen zwei Wortzwischenräumen. In allen anderen Fällen darf nur u. als Abkürzung für und gesetzt werden.

Beispiel: Scholz & Friends

Bei Temperaturen muss zwischen Zahl und Gradzeichen ° ein geschütztes flexibles Leerzeichen stehen. Bei allen anderen Gradangaben steht das Gradzeichen direkt hinter der Zahl. Das Gradzeichen ist kein hochgestellter Buchstabe oder Zahl, sondern ein eigenständiges Zeichen.

Beispiel: ein Winkel von 360°

Zwischen einem Paragraph-Zeichen § und einer Zahl muss ein geschütztes flexibles Leerzeichen stehen. Zwei Paragraphzeichen §§ kennzeichnen den Plural »Paragraphen«. Ohne Zahlenangabe wird das Wort Paragraph ausgeschrieben und kann nicht durch das Zeichen § ersetzt werden.

Beispiel: § 113 a

Prozent-/Promillezeichen nutzt man nur in Verbindung mit Zahlen. Zwischen dem Prozent- bzw. Promillezeichen und der Zahl steht ein geschütztes flexibles Leerzeichen.

Beispiel: 43% der Wähler entschieden sich für die CDU

ss und ß

Das ß – auch Eszett oder scharfes S bzw. Scharf-S – ist ein Buchstabe, der aus einer Ligatur des deutschen Alphabets hervorgegangen ist. Wenn in einer Schriftart das ß nicht vorhanden ist, wird das Eszett mit ss ersetzt.

In der Schweiz wird das ß nicht verwendet. 2006 wurde es offiziell für den amtlichen Schriftverkehr abgeschafft.

Schreibt man einen Text ausschließlich in Großbuchstaben, so wird das ß durch ss ersetzt – z. B. STRASSE.

Nummern, Zahlen, Uhrzeit und Datum

Telefonnummern, Telefaxnummern und Postfachnummern unterteilt man in Zweierglieder und zwar von der letzten Ziffer ausgehend. Die Ortsnetzkennzahl wird in Klammern gesetzt. Die Gliederung erfolgt durch flexible Leerzeichen. Kontonummern gliedert man von der Endziffer aus in Dreiergruppen. Bankleitzahlen bestehen aus acht Ziffern und werden von links nach rechts in zwei Dreiergruppen und eine Zweiergruppe gegliedert.

  • Telefonnummer ➡ 46 78 90
  • Telefonnummer mit Ortskennzahl ➡(0 72 31) 46 36 57
  • Kontonummer ➡ 7 388 499 273
  • Bankleitzahlen ➡ 370 100 50

Die ISBN(Internationale Standardbuchnummer) besteht aus Landes-, Verlags-, Artikelnummer und Reihenschlüssel. Die Ziffern werden durch einen Bindestrich getrennt.

Beispiel: ISBN 978-3-86680-192-9

Postleitzahlen werden nicht gegliedert.

Für Uhrzeitensind verschiedene Schreibweisen üblich

  • 8 Uhr
  • 0.15 Uhr
  • 23:22 Uhr

Zahlen mit mehr als drei Stellen links oder rechts vom Komma gliedert man mit Hilfe eines flexiblen Leerzeichens vom Komma ausgehend in dreistellige Gruppen. Bei vierstelligen Zahlen ist die Gliederung nicht unbedingt erforderlich.

Jahres-, Seiten-, Paragraphenangaben* werden nicht gegliedert. Besteht die Ziffer vor oder die Einheit nur aus einem Zeichen, wird ein flexibles Leerzeichen verwendet.

Die Trennung von Ziffer und Einheit sollte vermieden werden (geschützter Leerraum).

Bei der Datumsangabe setzt man einen Punkt nach der Zahl für den Tag und Monat. Jahresangaben benötigen keinen Punkt. Zwischen Tag und Monat sowie zwischen Monat und Jahr wird ein flexibles Leerzeichen gesetzt – siehe Beispiel 1. Vor der Jahresangabe lässt man einen normalen Abstand, wenn der Monat ausgeschrieben wird – siehe Beispiel 2.

  • 04.09.2006
    1. September 2006

Klammern

  • wird ein gemischter Text (z. B. gerade und kursiv) eingeklammert, so werden die Klammern in Grundschrift (gerade) gesetzt.
  • Beginnt und endet ein Text unterschiedlich (gerade und kursiv) so werden die Klammern gerade gesetzt.
  • Bei kursiven Text werden die Klarnmern auch kursiv gesetzt.
  • Binde- und Gedankenstrich sowie das Gleichheitszeichen werden innerhalb fetter Schrift ebenfalls fett gesetzt.

Trennungen

Keine Trennung erfolgen in Überschriften und Inhaltsverzeichnissen sowie in Eigennamen.